BonnRhein-Sieg Kreis

Die ersten Embryonalnester in Bonn und Umgebung

Das warme und trockene Frühjahr begünstigt die Entwicklung der Wespen- und Hornissenpopulationen

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Hornissen- und Wespenberater können anhand eines warmen und trockenen Frühjahrs gewisse Prognosen wagen, jedenfalls was die Entwicklung von Wespennestern und Hornissennestern betrifft. Wie bei allen sozialen  Wespenarten üblich, dazu zählen neben der Deutschen Wespe, der Gemeinen Wespe, der Mittleren Wespe und der Sächsischen Wespe auch die in Deutschland vorkommenden beiden Hornissenarten Vespa crabro und Vespa velutina, gründen die überwinternden Königinnen im Frühjahr die ersten Nester.

Diese sogenannten Embryonalnester beginnen mit einem kleinen Stiel, an dessen Ende die Königin einige Zellen baut, in die jeweils ein Ei gelegt wird. Eine Schutzhülle, etwa so groß wie ein Tischtennisball, hilft dabei, den Nestinhalt warm zu halten und die Larven auszubrüten. Bis die ersten Arbeiterinnen schlüpfen, versorgt die Königin das Nest. Später legt sie nur noch Eier.

In diesem kleinen Vogelnistkasten hatte eine Königin der Asiatischen Hornisse ein Embryonalnest angelegt.
In diesem kleinen Vogelnistkasten hatte eine Königin der Asiatischen Hornisse ein Embryonalnest angelegt.

In dieser Phase ist der Erfolg der Nestgründung besonders von äußeren Faktoren abhängig. Spielt das Wetter mit, das heißt, es gibt keine lange Kälte- oder Regenperioden, die die Futter und Nistmaterial suchende Wespenkönigin in Gefahr bringen, dann entstehen viele Wespen- und Hornissennester.

2025 ist so ein Frühjahr, in dem die Wetterbedingungen stimmen und es treffen bereits mehr Meldungen zu entstehenden Nestern der verschiedenen Wespen- und Hornissenarten ein als es im Vorjahr der Fall war. Das Augenmerk der Mitarbeiter in den Unteren Naturschutzbehörden der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises sowie der Hornissen- und Wespenberater richtet sich naturgemäß auf die streng geschützte Europäische Hornisse Vespa crabro und die invasive und zur Bekämpfung ausgeschriebene Asiatische Hornisse Vespa velutina.

Zehn Velutina-Embryonalnester im Rhein-Sieg-Kreis

Eine Königin der Mittleren Wespe am Nest.
Eine Königin der Mittleren Wespe am Nest.

Bis Mitte Mai wurden dem Rhein-Sieg.Kreis bereits zehn Embryonalnester von Vespa velutina gemeldet, u.a. in Alfter, Rheinbach und Königswinter. In Bonn gab es Embryonalnester von Vespa velutina in Endenich, Poppelsdorf und Holzlar sowie in Graurheindorf. Die Nester fanden sich an einer Haustür, unter einem Vordach, an einer Dachrinne und in einer Garage. Man kann davon ausgehen, dass die Dunkelzimmer weit höher ist, denn in den Bonner Ortsteilen Holzlar, Limperich und Endenich und vermutlich auch in Bad Godesberg sind Nester der Asiatischen Hornisse Vespa velutina „durchgelaufen“. Das bedeutet, dass diese Hornissennester gar nicht oder so spät im Jahr entdeckt wurden, dass von ihnen hohe Anzahlen von überwinterungsfähigen Königinnen ausgingen. Und diese kleinen Embryonalnester sind leicht zu übersehen. Auch in Troisdorf blieb ein Nest hängen, da es nicht erreichbar war. Auch aus Köln ist ein erst im Winter entdecktes Nest bekannt, ebenso blieb an der B42 in Leubsdorf am Rhein ein Nest hängen.

Bonn wird sich 2025 zu einem Hotspot der sich von Südwesten her ausbreitenden invasiven Hornissenart entwickeln. So hatte das ähnlich große Karlsruhe 2024 bereits 350 Velutina-Nester, eine Zahl, die für Bonn auch mittelfristig erreichbar sein wird.

Erfreulicherweise – je nachdem wie man es sieht, ob als Haus- und Gartenbesitzer oder Artenschützer – profitieren auch die eher friedlichen bis maximal leicht nervigen Wespenarten von der warmen Witterung. Im Portal Vespa velutina NRW trafen auch schon die ersten Umsiedlungswünsche ein; so wurde ein entstehendes Nest der Mittleren Wespe Dolichovespula media von einer Markise umgesiedelt und eine kleine Feldwespenkolonie fand auf ausdrücklichen Wunsch einer jungen Familie auch im Garten unseres Hauses ein neues Domizil.

Hausrotschwänzchen und Blaumeisen eliminieren zwei Velutina-Nester

Ein Embryonalnest aus dem Stadtteil Endenich in Bonn. Auf dem Deckel leigt eine tote Königin.
Ein Embryonalnest aus dem Stadtteil Endenich in Bonn. Auf dem Deckel leigt eine tote Königin.

Umgesiedelt wurden auch – interessehalber – zwei Embryonalnester von Vespa velutina, natürlich in Absprache mit dem Umweltamt der Stadt Bonn. Allerdings machten die im Garten brütenden Meisen und Hausrotschwänzchen kurzen Prozess mit den kleinen Nestern. Sie schreckten dabei auch nicht vor bereits geschlüpften Arbeiterinnen zurück. Insgesamt eine tröstliche Beobachtung, die den Schluss zulässt, dass die heimische Vogelwelt zumindest die kleinen Embryonalnester als Nahrungsquelle wahrnimmt. Bei der hohen Reproduktionsrate einer Velutina-Kolonie, aus der bis zu 500 Königinnen schlüpfen, von denen im Folgejahr etwa 10% erfolgreich ein Nest gründen, ist das auch nötig – wenn wohl auch nur der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein.

Geht man davon aus, dass aus den nur in 2024 durchgelaufenen Nestern also derzeit bis zu 150 nestgründende Königinnen im Stadtgebiet Bonn und Umgebung unterwegs sind und ihre  später bis zu 6000 Hornissen beherbergenden Nester bauen, dann werden Sommer und Herbst in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis für die Wespen- und Hornissenberater eine arbeitsreiche Zeit werden.

Ganz zu schweigen von den „normalen“ Fällen von Wespen im Rollokasten, Hornissen in Schulen und Kindergärten oder Hummelkolonien, die bei Erd- und Renovierungsarbeiten im Weg sind und umgesiedelt werden müssen.

 

Klaus Maresch

Klaus Maresch beschäftigte sich von Kindesbeinen an mit Bienen, Wespen und Hornissen. Er war bis 2017 als Berufsimker tätig. Seitdem im Raum Bonn und Rhein-Sieg als Berater und Umsiedler rund um das Thema Hornissen und Wespen unterwegs.

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