Mit dem Staubsauger und Rasierschaum Nester der Asiatischen Hornisse bekämpfen? Ernsthaft?
LANUV NRW entzieht allen Mitteln zur Bekämpfung der Asiatischen Hornisse die Zulassung
Wie geht man damit um, dass nach einer Entscheidung des Landesamtes für Natur. Umwelt und Verbraucherschutz LANUV NRW derzeit mit Ausnahme von Rasierschaum KEIN Mittel zur Bekämpfung von Sekundärnestern der invasiven Asiatischen Hornisse in großer Höhe zur Verfügung steht? Allen Mitteln wurde diesbezüglich in Nordrhein-Westfalen die Zulassung entzogen.
Folgendes erfuhr ich vorletzte Woche im Gespräch mit meinen Ansprechpartnern in den Unteren Naturschutzbehörden der Stadt Bonn und des Rheinsieg-Kreises. Die Mittel, z.B. Kieselgur, aber auch die von dem Schädlingsbekämpfer-Ausrüster Killgerm zur Wespenbekämpfung von Nestern an unzugänglichen Stellen angebotenen Stäube, haben keine Zulassung mehr für den Einsatz gegen die Asiatische Hornisse.
„Nehmen Sie Rasierschaum und einen Staubsauger….“
Ich habe daraufhin im LANUV angerufen und bekam folgenden Tipp. „Sie können sich mit einem Hubsteiger an das Nest heranbringen lassen, dann verschließen Sie den Nesteingang mit Rasierschaum und dann nehmen Sie einen Staubsauger….“
Ernsthaft. Hat die Gute so gesagt.
Wer einmal bei der Umsiedlung großer Nester der relativ harmlosen Europäischen Hornisse einen umgebauten Staubsauger eingesetzt hat, um herumfliegende Arbeiterinnen einzufangen, der weiß, was ich meine. Man ist von Dutzenden wütender Hornissen umgeben. Die Nester der Europäischen Hornisse habe nur wenige Hundert Tiere, das ist überschaubar. Die Asiatische Hornisse Vespa velutina kann mehrere Tausend verteidigungsfähige Hornissen einsetzen. Diese Hornissen reagieren auf geringe Erschütterungen am Nest. Wenn man also sich mit dem Korb eines Hubsteigers oder einer Feuerwehr-Drehleiter behutsam und unauffällig durch das dichte Geäst einer Baumkrone „heranpirscht“… Aslyum, ein Trash-Horror-Movie-Produzent, oder die Produzenten von Sharknado hätten ihre helle Freude an den sich ergebenden Szenarien.
Und den angreifenden Hornissen steht man im speziellen Velutina-Schutzanzug mit seinem dicken Futter im Hochsommer gegenüber, das kommt bestimmt gut. 🙂Auch für die sich in Städten mit Sicherheit einfindenden Zuschauer und Rettungskräfte bestehen dann große Chancen, in den folgenden Berichterstattungen erwähnt zu werden. Als unfreiwillige Teilnehmer der Studie „Wie reagiert mein Körper auf massenhafte Stiche einer invasiven Hornissenart? Habe ich eine Wespengift-Allergie?“
Ganz zu schweigen davon, dass der akkubetriebene Staubsauger, der für die Bekämpfung eines Sekundärnestes in 30m Höhe geeignet ist und mit dem Volumen eines halben Kubikmeters klar kommt … ach, lassen wir es.
Ich habe weiterhin gefragt, wie man mit einem großen Sekundärnest umgeht, das sich NICHT in Reichweite eines Hubsteigers oder einer Feuerwehr-Drehleiter befindet (aber mit einer ausfahrbaren Lanze erreichbar gewesen wären). Nicht selten gibt es der Untergrund einfach nicht her, dass dort eine Feuerwehr-Drehleiter eingesetzt werden kann.
Antwort: „Ja, die müssen Sie dann eben hängen lassen!“
Ich sehe schon – nach meinen Erfahrungen der letzten dreißig Jahre – , wie ich auf einem Schulhof stehe und dem Direktor erkläre:
„Also wissen Sie, es ist so. Es gibt von Seiten der EU eine Bekämpfungspflicht, d.h. ich soll das Nest dieser invasiven und potentiell gefährlichen Hornissenart abtöten. Aber von Seiten der NRW-Umweltbehörden wurde es mir verboten, die Mittel, die dafür geeignet wären, auch einzusetzen.“
„Und was soll ich jetzt machen?“
„Sie können den Schulhof sperren, so etwa bis in den November hinein. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihr LANUV.“
Umweltbehörden hatten NUR 18 Jahre Zeit, um sich auf das Thema Asiatische Hornisse“ vorzubereiten
Der bedauernswerte Lehrer, der dann die mit Sicherheit erfolgenden „begeisterten“ Anrufe der Eltern zu ertragen hat, tut mir jetzt schon leid. Ebenso die Mitarbeiter in den Unteren Naturschutzbehörden, die den geballten Ärger und konzertierten Auflauf amoklaufender Helikoptermuttis aufzufangen haben.
Man muss den oberen NRW-Umweltbehörden aber zugute halten, dass es erst 18 Jahre her ist seit dem Auftauchen von Vespa velutina in Frankreich. Und nur drei, vier Jahre, seit die Asiatische Hornisse in Deutschland auftauchte. Wer hätte in den deutschen Umweltbehörden auf die Idee kommen sollen, sich mit den Kollegen in Frankreich, Spanien und Italien auszutauschen? Eben.
Ich hoffe, dass das Protokoll der Sitzung im Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz, auf der diese Entscheidung getroffen wurde, wenigstens korrekt gegendert wurde. Sowas ist wichtig. Ganz bestimmt.
In Baden-Württemberg soll jetzt eine Studie starten zum Einsatz von Kieselgur und die Umweltverträglichkeit soll geprüft werden. Nordrhein-Westfalen wird sich daran aber nicht beteiligen und so der Vermehrung von Velutina ihren Lauf lassen.
Kannste Dir nicht vorstellen. Hat aber Kabarettpotential. Und es wird Futter für das Sommerloch der Presse.