Mittlere Wespe
Die frei im Gebüsch nistende Mittlere Wespe (Dolichovespula media) ist eine der Wespenarten, die Wespen- und Hornissenberater nicht so häufig zu sehen bekommen. Im Raum Bonn/Rhein-Sieg kommen hin und wieder Meldungen dieser friedfertigen Wespen bei Imkern und Naturschutzbehörden an. Meistens dann, wenn man ein solches Nest unabsichtlich bei Gartenarbeiten stört und von den Wespen attackiert wird. Auf Erschütterungen reagiert diese Wespe sehr empfindlich.
Porträt Mittlere Wespe
Die Mittlere Wespe ist auf Rang drei gerutscht, geht man von der Größe der Arbeiterinnen und Königinnen aus. Vor ihr liegen die Europäische Hornisse als größte heimische Wespenart und die neu eingewanderte Asiatische Hornisse, die etwas größer ist als die Mittlere Wespe. Eine andere nicht ganz ungeläufige Bezeichnung lautet „Kleine Hornisse“, da die etwa 18 bis 22 mm großen Königinnen rötliche Beine sowie einen gelb-roten Farbanteil auf dem Thorax haben. Die mit 15 bis 19 mm kleineren Arbeiterinnen haben an den Beinen nur noch sehr geringe rötliche Farbanteile, die man leicht übersehen kann. Auffällig ist aber, dass die Arbeiterinnen sehr unterschiedlich in der Färbung sein können, so kann die Breite der gelben und schwarzen Binden auf dem Hinterleib innerhalb eines Nestes sehr unterschiedlich sein. Manche Wespen erscheinen fast schwarz und haben nur sehr schmale gelbe Streifen.
Der Lebensraum von Dolichovespula media
Die Mittlere Wespe ist im Siedlungsbereich des Menschen durchaus anzutreffen. Man findet die Nester in Gebüschen, Hecken, aber auch an von Efeu begrünten Fassaden vor. Gelegentlich auch frei hängend an einer Regenrinne, Fensterfasche oder einem Dachüberstand. Im Gegensatz zu anderen Wespenarten wie der Deutschen Wespe, der Gemeinen Wespe oder der Europäischen Hornisse sind die Nester der Mittleren Wespe niemals in dunklen Höhlen oder gar in Erdlöchern anzutreffen. Diese Wespe nistet immer frei. Ihre Nester können lange unentdeckt bleiben und werden oftmals erst dann auffällig, wenn ein Gartenbesitzer bei Schnittarbeiten an der Hecke das Nest erschüttert. Dann stürzen sich verteidigungsbereite Arbeiterinnen auf den vermeintlichen Angreifer und traktieren ihn mit Stichen. Gewöhnlich beruhigen sich die Nester aber schnell. Die Wespen reagieren mit dieser Verteidigungsstrategie insbesondere auf Vögel, die die Wespennester mit ihrer proteinreichen Brut plündern wollen.
Verwechslungsgefahr mit der Asiatischen Hornisse
Beide Wespenarten sind Freinister und errichten ihre Nester In Hecken, im Gebüsch oder von Kletterpflanzen begrünten Fassaden. Das Nest der Mittleren Wespe ist jedoch grau und läuft nach unten spitz zu. Der Eingang liegt etwas oberhalb des unteren Endes. Im Gegensatz dazu ist das Primärnest von Vespa velutina nigrithorax rundlicher und hat seinen Eingang eher im oberen Bereich.
Das Nest der Mittleren Wespe wird aus verwittertem Holz errichtet. Seine graue Farbe und auch heftigen Regengüssen widerstehende stabile Struktur entsteht durch die Verwendung verwitterten Holzes, dessen Ligninanteil durch UV-Licht abgebaut wurde. Der Zelluloseanteil des Nestes ist dadurch recht hoch und selbst Starkregen richtet dann nur wenig Schaden am Nest an, der von den Wespen schnell repariert wird.
Die Nester der Mittleren Wespe beherbergen im Schnitt etwa 300 bis 500 Tiere und haben gewöhnlich eine Größe vom Volumen und Umfang eines Handballs oder Fußballs. In Ausnahmefällen kann das Wespennest auch größer werden. Im August erscheinen junge Königinnen und Drohnen, die nach der Paarung das Nest verlassen. Es verbleiben noch einige Arbeiterinnen und im Lauf des Spätsommers stirbt das Nest dann aus.
Tipps und Appelle an Gartenbesitzer
Die Mittlere Wespe ist im Normalfall ein sehr friedlicher Mitbewohner Ihres Gartens. Wenn man darauf achtet, das Nest nicht zu erschüttern und den unmittelbaren Einflugbereich nicht blockier, lassen sich diese Wespen sehr gut beobachten und greifen nicht an. Die Mittlere Wespe neigt auch eher nicht dazu, am Kaffeetisch oder beim Grillen aufzutauchen. Die erwachsenen Wespen lieben die zuckerhaltigen Angebote blühender Doldengewächse wie Wiesen- oder Riesenbärenklau. Auf Fallobst kann man die Tiere auch antreffen.
Wenn ein Nest der Mittleren Wespe dringenden Gartenarbeiten im Wege ist oder sich in einer Hecke befindet, die zum Beispiel auf einem Schulhof oder an einer Kindertagesstätte steht, sollte ein Wespen- oder Hornissenberater mit der Umsiedlung beauftragt werden.
Kontakte zu Umsiedlern bekommen Sie bei den örtlichen Umweltämtern der Städte und Kreise oder beim NABU.