Vespa velutina – eine Gefahr, die ernst genommen werden muss
Die asiatische Hornisse Vespa velutina breitet sich in Deutschland weiter aus. Das zeigen die Meldungen von Einzeltieren und Nestern, die bei den Behörden und Hornissenberatern in den betroffenen Bundesländern eingehen.
Die asiatische Hornisse Vespa velutina breitet sich in Deutschland weiter aus. Das zeigen die Meldungen von Einzeltieren und Nestern, die bei den Behörden und Hornissenberatern in den betroffenen Bundesländern eingehen. Die invasive Art kommt bereits in Teilen Baden-Württembergs, Hessens, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalens und im Saarland vor. In all diesen Bundesländern wurde Vespa velutina in diesem Jahr auch in Regionen gesichtet, aus denen im vergangenen Jahr noch keine Meldungen vorlagen – ein klares Zeichen für die Ausbreitung dieser invasiven Art. Der Deutsche Imkerbund sieht diese Entwicklung mit Sorge, da Berichte über vermehrte Schäden in der Imkerei durch Vespa velutina aus einigen Nachbarländern nur allzu gut bekannt sind. Inzwischen liegen auch wissenschaftliche Publikationen über die negativen Auswirkungen vor. Eine wissenschaftliche Arbeit aus Spanien hat zudem gezeigt, dass Vespa velutina auch andere Bestäuber von Blüten verdrängen und somit die Bestäubung verhindern kann.
Hornissenberater kümmern sich um Vespa velutina
„Zum Glück gibt es einige sehr engagierte Hornissenberaterinnen und -berater in den betroffenen Gebieten, die sich um die Aufklärung und die Beseitigung von Nestern kümmern“, sagt Torsten Ellmann, Präsident des Deutschen Imkerbundes. „Wir möchten ihnen für ihr Engagement ausdrücklich unseren Dank aussprechen.“ Allerdings ist die Belastung dieser noch wenigen Hornissenberaterinnen und -berater sehr hoch. Der Deutsche Imkerbund möchte daher alle Verbände und Vereine dazu ermutigen, Hornissenberaterinnen und -berater auch mit Blick auf Vespa velutina auszubilden. Ziel muss ein großes Netzwerk sein, um die Arbeit auf viele Schultern zu verteilen. „Nur so werden wir die Ausbreitung zumindest verlangsamen und die Auswirkungen auf die Imkerei und die Umwelt verringern können“, sagt Ellmann. Allerdings hält er dafür auch mehr Unterstützung durch die Behörden für notwendig: „Die Arbeit darf nicht vorwiegend bei den Imkerinnen und Imkern liegen. Aus unserer Sicht müssen sich alle zuständigen Ministerien auf Länder- und Bundesebene der Sache annehmen und ihrer Verantwortung weiterhin gerecht werden. Ein intensiver Informationsaustausch zwischen allen Betroffenen und Beteiligten muss etabliert und garantiert werden.“
Vespa velutina kann in Regionen mit hoher Nestdichte negative Auswirkungen auf die Imkerei haben, da die asiatischen Hornissen dort verstärkt Bienenvölker befliegen. „Dabei ist nicht das Abfangen von Bienen vor den Fluglöchern das große Problem, sondern der Stress, den die Räuberinnen in den Völkern verursachen“, erklärt der Biologe Dr. Sebastian Spiewok, der sich für den Deutschen Imkerbund mit Vespa velutina auseinandersetzt. „Bei starkem Beflug stellen die Völker das Sammeln und das Brüten ein. Die Völker ziehen dadurch weniger Bienen für den Winter auf. Als Folge steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Völker den Winter nicht überleben. Das haben auch wissenschaftliche Untersuchungen in Frankreich gezeigt, was hierzulande aber leider nicht immer vollständig verstanden wird.“ Bislang halten sich die Schäden in Deutschland in Grenzen. „Das liegt aber auch daran, dass einige Hornissenberater damit beschäftigt sind, in den betroffenen Gegenden Nester zu finden, zu entfernen und die Population einzudämmen“, gibt Spiewok zu bedenken. „Ohne deren Arbeit würde die Situation mancherorts wohl anders aussehen.“
Asiatische Hornisse auf EU-Liste der invasiven Arten
„Vespa velutina wurde bewusst auf die EU-Liste der invasiven Arten unionsweiter Bedeutung gesetzt“, warnt Spiewok. „Man sollte nicht in Panik oder in Aktionismus verfallen, aber es bringt auch nichts, diese invasive Art zu verharmlosen.“ Allerdings ist die Bekämpfung mühselig. Ein wichtiger Teil davon stellt das Entfernen von Nestern dar. Dabei geht es nicht mehr überall darum, die Art tatsächlich auszurotten, sondern darum, Schäden durch eine zu hohe Nestdichte zu verhindern. „Das muss auch klar kommuniziert werden“, erklärt Spiewok. „Es ist wie bei der Varroa, gegen die die Imkerinnen und Imker ihre Völker jedes Jahr behandeln. Die Milbenpopulation soll sich in den Völkern nicht aufbauen, sondern unter einer Schadschwelle gehalten werden. Aber jeder weiß, dass der Prozess im folgenden Jahr wiederholt werden muss. Und in den Jahren darauf auch. Bei Vespa velutina ist das im Grunde nicht anders.“
Vespa velutina muß bekämpft werden
Vespa velutina muss gemäß den EU-Verordnungen 1143/2014 und 1141/2016 bekämpft werden. „Wir hören von mancher Seite her, dass man die asiatische Hornisse als etablierte Art ansehen will“, sagt Ellmann. „Das können wir so nicht akzeptieren. Sie mag in einigen Regionen nicht mehr auszurotten sein, aber das erlaubt nicht, die Art in einem ganzen Bundesland als etabliert zu deklarieren. Außerdem ist auch für diesen Fall gemäß EU-Verordnung ein Managementplan vorgeschrieben.“ Vor allem die Erfahrungen aus Frankreich, aber auch in Spanien, haben gezeigt, dass ein spätes oder schwaches Reagieren auf die invasive Art die Kosten für deren Bekämpfung in die Höhe treiben. Auch dies gilt es, durch ein koordiniertes und verantwortungsvolles Vorgehen in Deutschland zu verhindern.