Bonn

Nest der asiatischen Hornisse am Bundesverteidigungsministerium

An der Bibliothek des BMVG hatte sich in einer Hecke ein Nest von Vespa velutina nigrithorax gebildet.

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Wenn man es mit Galgenhumor formulieren will, dann kann man immerhin festhalten, dass mit diesem Nestfund am Bundesverteidigungsministerium die Problematik i.S. Asiatische Hornisse gewissermaßen auf Ministeriumsebene angekommen ist. Naturschützer und Imker wundern sich schon lange, bzw. eigentlich aber auch nicht wirklich, dass behördlicherseits zum Thema Asiatische Hornisse nichts weiter passiert. Allerdings weiß man in Deutschland auch erst seit achtzehn Jahren, dass da etwas Unangenehmes aus Richtung Frankreich kommt.

Primärnest der Asiatischen Hornisse am Bundesverteidigungsministerium

Das Primärnest mit etwa vier Brutwaben und ca 150 verdeckelten Brutzellen. (Foto: Klaus Maresch)
Das Primärnest mit etwa vier Brutwaben und ca 150 verdeckelten Brutzellen. (Foto: Klaus Maresch)

Am Bonner Standort des BMVG hatte sich an der Bibliothek des Ministeriums ein Primärnest der Asiatischen Hornisse angesiedelt. Etwa so groß wie ein Handball, bewohnt von – wie sich später herausstellte – etwa 20-30 Hornissen. Es befand sich an einem Weg, der zum Eingang des Bibliotheksgebäudes führte und zwar in etwa 40 cm Höhe über dem Boden.

Ein auf dem Gelände des Ministeriums tätiger Imker, dem die potentielle Gefährlichkeit dieser invasiven Hornissenart bekannt ist, hatte das Hornissennest dem zuständigen Bonner Amt für Umwelt- und Verbraucherschutz gemeldet, da er sich nicht sicher war, in welchem Stadium der Verteidigungsfähigkeit sich diese Kolonie bereits befand. Klar war, dass größere und an Individuen reiche Kolonien von Vespa velutina nigrithorax sehr schnell sehr viele verteidigungsbereite Hornissen aktivieren können.

Aufgefallen war das Hornissennest einem Gärtner, der die Hecke zurechtstutzen wollte und dabei das Nest erschütterte. Daraufhin bekam er zwei Stiche, beendete die Arbeit und informierte die Standortverwaltung. Roland Schmalenberg, ein auf dem Gelände des BMVtg tätiger Imker, identifizierte die Asiatische Hornisse einwandfrei. Der Fundort des Nestes am BMVG wurde abgesperrt und eine Meldung ging an das Bonner Amt für Umwelt- und Verbraucherschutz. Die Bonner Behörde holte den Imker Klaus Maresch, der über einen speziellen Schutzanzug zum Umgang mit der Asiatischen Hornisse verfügte und beauftragte ihn nach Abgabe eines Kostenvoranschlages mit der Bekämpfung dieses Nestes. Er verfügt über Erfahrung im Umgang mit gefährlichen Bienen und Wespen durch Teilnahme an Forschungsprojekten der Uni Graz zur Verteidigungsfähigkeit von Kolonien der Asiatischen Riesenhonigbiene Apis dorsata gegenüber den verschiedenen asiatischen Hornissenarten in Nepal und hat in Ghana auch schon mit den wesentlich gefährlicheren afrikanischen Bienenrassen, den Vorläufern der in den USA und Mittelamerika bekannten „Killerbienen“ gearbeitet. Im Raum Bonn siedelt er u.a. Nester der Europäischen Hornisse um.

Ortstermin am Ministerium

Bei einem Ortstermin am Nachmittag gegen 16 Uhr entschied der Imker, die Bekämpfung auf die späten Abendstunden zu legen. Es war nicht ganz klar, wie viele Hornissen im Nest lebten. Ein Bekämpfung des Nestes am Tage hätte zur Folge haben können, dass zahlreiche Arbeiterinnen entkämen und an den Folgetagen die Mitarbeiter des Bundesverteidigungsministeriums attackieren könnten. Außerdem ist die Asiatische Hornisse nicht nachtaktiv, d.h. nach Einbruch der Dämmerung wären alle Hornissen im Nest.

Im Gegensatz zur Europäischen Hornisse Vespa crabro, die streng geschützt ist, ist die Asiatische Hornisse Vespa velutina nigrithorax von der Europäischen Union als invasive und gefährliche Art eingestuft und die Bekämpfung ist verpflichtend. Das bedeutet, dass die örtlichen Umweltämter die Bekämpfung durchzuführen haben und qualifizierte Personen damit beauftragen. Dabei berücksichtigen sie, dass – wie aus gut unterrichteten Kreisen zu vernehmen ist – manche einschlägig bekannten „Fachleute“ durchaus diskussionswürdige Vorstellungen haben, was eine solche Bekämpfung eines gut zu erreichenden Nestes kosten sollte. Fast möchte man meinen, dass es mit Vorstellungen einher geht, die Not der Behörden auszunutzen und sich die berühmt-berüchtigte „Goldene Nase“ zu verdienen.

Bekämpfung des Nestes am BMVG in den Abendstunden

Es wäre die fünfte Brutwabe im Nest der Asiatischen Hornisse am BMVtg geworden. Deutlich zu erkennen Eier und jüngste Brut. Darunter die verdeckelte und fast schlupfbereite Brut des Hornissennestes sowie eine tote Arbeiterin. (Foto: Klaus Maresch)
Es wäre die fünfte Brutwabe im Nest der Asiatischen Hornisse am BMVtg geworden. Deutlich zu erkennen Eier und jüngste Brut. Darunter die verdeckelte und fast schlupfbereite Brut des Hornissennestes sowie eine tote Arbeiterin. (Foto: Klaus Maresch)

Gegen 21.30 Uhr wurde die Hecke an der Bibliothek des Bundesverteidigungsministeriums etwas freigeschnitten, so dass das Nest erreichbar wurde. Mittels einer Kanüle fand dann die eigentliche Bekämpfung des Hornissennestes mit einem zur Bekämpfung zugelassenen Insektizid statt. Es konnte zunächst nicht komplett geborgen werden, da zahlreiche kleine Ästchen der Hecke mit dem Nest verbunden waren. Das Nest umfasste etwa vier Brutwaben, war in etwa so groß wie ein Handball und von zwei Dutzend Arbeiterinnen bewohnt. Bemerkenswert ist die Anzahl der verdeckelten Brutzellen. Nach deren Schlupf wären die Hornissen entweder umgezogen und hätten an anderer Stelle ein Sekundärnest errichtet oder aber an Ort und Stelle das Nest vergrößert. Am Folgetag wurde der Standort am Bundesverteidigungsministerium ein zweites Mal kontrolliert, um restliche Arbeiterinnen (insgesamt drei Hornissen) zu eliminieren und eventuell die Königin zu finden. Da diese nicht gefunden wurde, besteht eine geringe Möglichkeit, dass bereits die Gründung eines Sekundärnestes im Gange war. Andererseits wurden im Nest noch Eier und sehr junge Larven gefunden, was dagegen spricht, dass bereits eine solche Gründung im Gange war.

Fazit:

  • Ein Dankeschön an den hilfsbereiten Imker Roland Schmalenberg, der unermüdlich versucht, in Bonn Imker zu überzeugen, sich mit dem Problem Asiatische Hornisse zu beschäftigen.
  • Örtliche Behörden (wie auch Verbraucher) sind gut beraten, einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht auf unseriöse Preisgestaltungen einzugehen. Die Bekämpfung eines gut erreichbaren Nestes der Asiatischen Hornisse sollte keinesfalls mehr kosten als die ortsübliche Bekämpfung eines Wespennestes.

 

Klaus Maresch

Klaus Maresch beschäftigte sich von Kindesbeinen an mit Bienen, Wespen und Hornissen. Er war bis 2017 als Berufsimker tätig. Seitdem im Raum Bonn und Rhein-Sieg als Berater und Umsiedler rund um das Thema Hornissen und Wespen unterwegs.

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